530821 Flacius an Beyer (Magdeburg, 1553-08-21)

Author: Vlačić Ilirik, Matija 1520-15752011

[Page 239v]Dem Wolgelarten herrn Magistro Hartmanno prediger tzw Franckfurt am Mein. Franckfurt am Mein.

[Page 239r]Salutem. Pro eo qui te, charissime Hartmane diligo ac veneror tamquam socium gravissimarum laborum, confessionis ac crucis, non credis.Note: Möglicherweise spielt Flacius auf die Probleme an, die Beyer gerade in Frankfurt hatte. 1533 waren in der Stadt alle Feiertage, die auf Wochentage fielen, abgeschafft worden. Mit Verweis auf das Interim deklarierte der Rat ihre Wiedereinführung, wogegen die Prediger Protest einlegten. Am zweiten Weihnachtstag 1552 standen die Bürger vor verschlossenen Kirchentoren. Die Ratsverordnung vom 5.1.1553 bestimmte Christi Geburtstag, St. Stephan, die Beschneidung Christi (Neujahr), Epiphanias, zwei Ostertage, Himmelfahrt, Johannistag, die Aposteltage, Mariae Reinigung, Verkündigung und Heimsuchung als Feiertage. Die lutherischen Pfarrer begründeten ihren Protest sozial: die Menschen müssten sich an den vielen Feiertagen eher ihr Brot verdienen, zudem seien dann nur die Trink- und Tanzstuben gefüllt. Beyer lehnte eine Predigt am zweiten Ostertag, den 3.4.1553, ab und forderte die Gemeinde auf, zu Hause zu bleiben, auch sein Assistent Matthias Ritter ließ sich nicht zu Beyers Vertretung bestimmen und arbeitete an diesem Tag im Spital. Daraufhin wurde Beyers am 5.4. durch den Rat in Gestalt von Johann von Glauburg beurlaubt, doch durch Intervention der Amtsbrüder am 8.4. - sogar mit Gehaltserhöhung - wieder eingestellt. In der Zeit dieser Auseinandersetzungen, in der Nacht zum 9.4.1553, starb zudem Beyers Frau. Dechent: Kirchengeschichte 1, 183f.; Steitz: Beyer, 62-85. Die Akten zu diesem Feiertagsstreit vom Januar bis April 1553 befinden sich in UB Frankfurt, Ms. lat. oct. 132 , Bl. 120r-143v. Quantopere doleam numquam me hactenus ullas abs te literas accepisse, cum quidem a me ad respondendum pascatus esses non semel, sed fuerit sane hactenus aliqua impedimenta ⟨scriptionis⟩ & iustae causae silentii, vide ut saltem in posterum crebrius scribas.Note: Augenscheinlich hatte Beyer seit der persönlichen Kontaktaufnahme durch Flacius im März 1553 () noch keine Antwort gegeben. Maiorem certe inter nos coniunctionem ⟨esse⟩ par est, si quidem sententiae, laborum ac spiritus eiusdem societas nobis aliqua est. Ceterum iam a te certiore fieri velim de eo quod dudum Dominus Alberus pie memorie meo nomine ad te scripsit.Note: Den Brief des jüngst verstorbenen Erasmus Alberus an Beyer erwähnt bereits . Jusseram enim eum te orare, ut velis agere cum Lugdunensibus bibliopolis si qui pii istuc ventitarent, ut velint curare quare in suis bibliothecis historiam Waldensium seu pauperum de Lugduno & quicquid omnino de ipsis inveniri possent, praesertim autem si quae eorum scripta reperiri possent.Note: Zur Suche nach Waldenserschriften vgl. und . Petieram item proximis literis, ut & tu {isitic} tum bibliothecas vetustas inspiceres tum & ex aliquibus serioribus cognosceres, an scirent aliquem qui ante Lutheri tempora contra papam aliquid scripsissetau, docuisset aut sensisset. Colligo enim eorum catalogum.Note: Das Hilfeersuchen dient den Vorbereitungen zum Catalogus testium Veritatis, Qui ante nostram ætatem reclamarunt Papæ. [...] Basel: Johann Oporinus, 1556, http://diglib.hab.de/drucke/alv-v-598/start.htm. Indicavi haec omnia si satis memini in proxima epistola prolixius.Note: Eine sehr ausführliche Anzeige der gewünschten Buchtitel gibt es erst nahezu ein Jahr später, im Brief . Oro etiam ut velis explorare, ubinam Schwencfeldius sua scripta imprimat & cuique sumptoribus.Note: Flacius befand sich seit 1553 in einer sehr hartnäckigen Auseinandersetzung mit Caspar von Schwenckfeld, der die Kreatürlichkeit Christi und die Heilsbedeutung der Bibel als "verbum externum" bestritt, statt dessen in Christus das Wort Gottes sah. Vgl. TRE 30 (1999), 712-719 sowie zur Auseinandersetzung zwischen Flacius und Schwenckfeld Preger: Flacius 1, 307-309 und Keller: Schlüssel, 32-68. Schwenckfeld hatte die Zeit des Interims versteckt als Klosterbruder verbracht. Die neue Zeit brachte ihm keine Verbesserung, er lebte weiter klandestin in Memmingen, Ulm und Kaufbeuren. Unterstützung und Förderung erfuhr er von seinen Mitstreitern Jakob Held von Tieffenau und Adam Reissner (gest. 1582). Landgraf Philipp von Hessen deckte ihn und suchte, 1557 einen Versöhnungsversuch mit Philipp Melanchthon zu vermitteln, der jedoch scheiterte. http://www.bautz.de/bbkl/s/s1/schwenckfeld_k.shtml. Mitto quandam eius errorum refutationem, quam cuperem istic post proximas vestras nundinas recudi, aut vero te aliquid melius in eodem genere scribere. Note: Bereits 1553 erschien die erste Schrift des Flacius gegen Schwenckfeld: Vom fürnemlichem stücke, punct, oder artickel der Schwenckfeldischen schwermerey, Magdeburg: Joachim Lotter, 1553, . Im folgenden Jahr erschien eine weitere Anklageschrift unter Beteiligung von Nikolaus Gallus, die u.a. in Straßburg und Magdeburg, nicht aber in Frankfurt gedruckt wurde: Von der H. Schrifft und irer würckung, wider Caspar Schwenckfeld/ durch Matthiam Flacium Illyricum. Mit einer vermanung Nicolai Galli, das ampt göttlichs worts in ehren zuhaben, Straßburg Emmel, 1554, . Schwenckfeld antwortete auf einen dritten Anwurf mit der Confutatio und Ablainung des dritten Schmachbůchlins Flacij Illyrici, welchs er ain verlegung der kurtzen antwort des Schwenckfeldts nennet, Augsburg Hans Gegler, 1554, . Eine schriftstellerische Beteiligung Beyers, den Flacius hier zur Debatte einlud, ist nicht bekannt. Vgl. Preger: Flacius 1, 307-309 sowie , und . Oportet enim profecto illius pestis fanatismis repugnare. Nova ex hoc homine rerumque nostrarum statum cognosces. Gallus Ratisbonam redit, succedet hic ei Wigandus.Note: Nikolaus Gallus war im Sommer 1553 aus Magdeburg nach Regensburg auf die Stelle des Superintendenten zurückgekehrt, seine Magdeburger Superintendentur und Stelle an der Pfarrei St. Ulrich übernahm der Mansfelder Johannes Wigand. Vgl. und Voit: Gallus, 207f. In reditu da quaeso huic nuncio aliquid novorum scriptorum, praesertim Coloniensis Archiepiscopi mortem.Note: Hermann von Wied hatte versucht, das Erzbistum Köln zu reformieren und musste daher 1547 den Erzbischofsstuhl räumen. Er war am 15.8.1552 gestorben. Vgl. Laux: Reformationsversuche in Kurköln, Badea: Kurfürstliche Präeminenz. Eine der von Flacius erwähnten Schriften auf den Tod lautet: Vom Christlichen Ende und seligem Abschied, auß diesem vergencklichem leben auff Erden, des Hochwirdigsten Herren, Herren Hermans Ertzbischoven zu Cöllen vnd Churfürsten etc. warhaffter unnd bestentiger Bericht, Köln von der Mülen, 1553, . Vix credo fore vestras nundinas aut Misnensis bibliopolas istuc venturos. Alioqui mitterem aliquid per eos. Saluta si quis istic nostri amam & bene in Domino vale.21 Madeburgensi 21 Augusti 1553. Tuus Illyricus.


Croatiae auctores Latini; Universitas Zagrabiensis, Facultas philosophica